Im vorletzten November brütete Eusebia ein Küken aus, das war ziemlich hässlich und piepste vor sich hin. Deshalb und weil wir nicht wussten, ob es sich um ein Huhn oder einen Hahn handelte, nannten wir es Piepsi. Es war kalt. Wir brachten die beiden in einem kleinen Schuppen unter, der in unserem Garten steht. Dort zündeten wir eine Wärmelampe an, welche rotes Licht verströmte.
Eine Woche später sass meine Ehefrau auf der kleinen Brücke, die zu unserem Haus führt und rauchte im Dunkeln eine Zigarette. Plötzlich erhob sie sich und kam ins Wohnzimmer. Sie berichtete, ein Mann schleiche im Dunkeln herum und spähe immer wieder durch die Rosensträuche zu unserem kleinen Gartenhaus. Dorthin, wo sich Eusebia und Piepsi befanden und die wärmende Lampe rotes Licht zum Fenster hinaus strahlte.
Ich nahm unsere lange stählerne Stablampe, die ich mir vor Jahren für etwaige Räuber (kurzer, gezielter Schlag zwischen die Beine) erworben hatte. Damit spazierte ich gelassen pfeifend ums Haus
herum um den Streuner zu verscheuchen. Er war verschwunden.
Seit einigen Tagen stolziert Piepsi frei in unserem Garten herum und wird von Jodok (siehe Post Nr. 04: «Jodok, der Held») angebaggert und so muss es sich um ein Huhn handeln, denn er ist
definitiv hetero orientiert. Piepsi ist ein gediegenes, schönes Huhn mit einer kecken Tolle auf seinem Kopf. Es heisst Minette und ist ein super Model, siehe Foto unten.
Die älteste Tochter eines Bekannten aus England heisst Beth. Sie ist 16 Jahre alt und spielt Greensleeves, ein englisches Lied aus der Elisabethanischen Zeit, wunderbar auf ihrer Flöte. Einmal kam sie uns besuchen und ich zeigte ihr unser neues Küken. Plötzlich wurde sie von Eusebia, die ihre kleine Tochter verteidigen wollte, in den Fuss gepickt. Beth erschrak dabei.
Dear Beth
Als du Piepsi unter der roten Wärmelampe besucht hast, hat ihre Mutter, Glucke Eusebia, deinen Fuss gepickt. Ich hatte unterlassen, dir zu sagen, dass Hennen ihre Küken verteidigen müssen, aber
ihr Picken keine Verletzungen hervorrufen wird.
Und so wurdest du erschreckt, was ich sehr bedaure.
Falls dies deine Erinnerung an jenes Geschehnis etwas mildert, schenke ich dir ein Foto von meinen Hühnern aus meinem virtuellen Verkaufsladen – siehe: https://www.fineswissphoto.com.
Marcus, the eggman
